Nach einer kurzzeitigen Erholung während der Coronapandemie hat sich der Fachkräftemangel in der Schweiz erneut zugespitzt. 2022 hat er seinen Höchststand erreicht – dies geht zumindest aus dem neuesten Fachkräftemangel Index hervor, den die Adecco Schweiz in Zusammenarbeit mit dem Stellenmarkt-Monitor Schweiz (SMM) am Soziologischen Institut der Universität Zürich veröffentlicht. IT-Berufe landen auf Platz 2 im Fachkräftemangel-Index, Softwareentwickler gehören zu den meistgesuchten Spezialisten. Konkret bedeutet das: Über 31000 IT-Jobs waren Mitte August 2022 nach Angaben des Jobradars von X28 in der Schweiz ausgeschrieben und konnten nicht besetzt werden.
Quelle: Adecco
Warum ist der Bedarf an IT-Fachpersonal so groß?
Der Grund ist natürlich die fortschreitende Digitalisierung. Unternehmen stellen sich mittlerweile nicht mehr die Frage, ob sie digitaler werden sollen, sondern wie und wann. Die Konsequenz: Es werden immer mehr Digital- und IT-Experten gebraucht, die sowohl Unternehmen der freien Wirtschaft als auch den Öffentlichen Dienst bei der Digitalisierung unterstützen. Ob Big Data, Datensicherheit (Cybersecurity) oder Cloudlösungen – IT-Spezialisten werden überall gebraucht. Ein weiterer nicht unerheblicher Aspekt ist der demografische Wandel: In den nächsten Jahren treten mehr Arbeitnehmer mit IT-Hintergrund aus dem Arbeitsmarkt aus als ein. All diese Faktoren führen dazu, dass der Fachkräftemangel im IT-Bereich zum immer größeren Problem wird.
Was können Unternehmen tun, um mehr Erfolg bei der Einstellung und Bindung von IT-Spezialisten zu haben?
Die Herausforderung für Unternehmen: IT-Spezialisten wissen um ihre herausragende Verhandlungsposition mit Unternehmen und ihre Jobgarantie, die sie das beste Angebot auswählen lässt. Sie können es sich erlauben, viel zu fordern. Unternehmen müssen sich darauf einstellen, dass sie kreative Mittel und Wege finden müssen, um auf IT-Fachkräfte zuzugehen und ins Gespräch zu kommen.
Attraktives Gehalt, kostenlose Sportkurse, flexible Arbeitszeiten – mehr ist hier mehr
Neben einem attraktiven Gehaltspaket sind flexible Arbeitsbedingungen heute ein Muss: Ein Arbeitsplatz für einen Informatiker ohne Home Office-Möglichkeit ist fast schon ein No-Go. Spätestens seit der Coronapandemie wird die Arbeit von zuhause von Arbeitnehmern, für die dies generell möglich ist, beinahe vorausgesetzt. Aber damit nicht genug: Bestenfalls bieten Sie weitere Mitarbeitervorteile wie ÖPNV-, Sport- und Essenszuschüsse, Rücken- und Yogakurse oder Boni bei Zielerreichungen an. Unternehmen, die den IT-Experten die meisten Benefits bieten können, haben die besten Karten bei den Kandidaten.
Ein breites Weiterbildungsangebot, Benennung konkreter Projekte & Programme und zügige Neueinstellungen
Mittelständische Unternehmen, die im Vergleich zu Konzernen kein herausragend hohes Jahresgehalt zahlen und unzählige Zusatzleistungen anbieten können, sollten an folgenden Stellen nachbessern: Bauen Sie das Weiterbildungsangebot aus. Für viele Arbeitnehmer ist dies ein enorm wichtiger Faktor bei der Unternehmenswahl.
Außerdem bietet es sich an, Kundenprojekte, Tools, Softwareprogramme, Technologien, Frameworks u. ä. konkret zu benennen: Je konkreter die Beschreibung, desto eher werden sich Bewerber darunter etwas vorstellen können. Darüber hinaus gilt es, Neueinstellungen zu beschleunigen und den Einstellungsprozess zu kürzen: Überlegen Sie, ob Sie die Einstellungsvoraussetzungen bei manchen Vakanzen nicht etwas lockern können. Möglicherweise lohnt es sich, einem Kandidaten eine Chance zu geben, der vielleicht kein Studium vorweisen kann, obwohl die Stelle genau dies eigentlich erfordert. Es gibt Kompetenzen und Skills, die Bewerber sich on the job aneignen können.
Einstellungsprozesse verschlanken
Falls Sie ein komplexes und langes Einstellungsverfahren im Unternehmen praktizieren: Überdenken Sie auch dieses. Ziel sollte ein schlanker Einstellungsprozess sein, der Neueinstellungen beschleunigt. Gibt es Instanzen, die nicht zwingend am Recruitingprozess teilnehmen müssen? Sehen Sie eine Möglichkeit, aus drei Vorstellungsgesprächen zwei zu machen? Jeder Schritt, der nicht unbedingt gegangen werden muss, sollte im Idealfall gestrichen werden.
Business-Netzwerke nutzen
Schreiben Sie Ihre Stelle auf LinkedIn, Xing und Co aus. Falls Sie dieser Rekrutierungsmöglichkeit bislang skeptisch gegenüber eingestellt waren, überzeugen Sie vielleicht die folgenden Zahlen: Jede Minute werden durchschnittlich vier neue Stellen über LinkedIn-Stellenanzeigen besetzt. Inzwischen sind in der DACH-Region 19 Millionen Nutzer bei LinkedIn angemeldet. Hier werden nicht nur Learnings und Erfolge aus dem beruflichen Leben geteilt, sondern auch potenzielle Arbeitgeber unter die Lupe genommen. Schauen Sie also zumindest, dass Sie ein ansprechendes Unternehmensprofil auf LinkedIn haben.
Active Sourcing betreiben
Die Zeit, als sich Unternehmen vor Angeboten kaum retten konnten, ist lange vorbei. Heute müssen sich die Unternehmen um die Arbeitskräfte bemühen. Einfach nur eine Stellenanzeige zu schalten und auf Bewerbungen der besten IT-Kandidaten zu hoffen, ist schon lange nicht mehr das Mittel der Wahl. Laut mehrerer Studien möchten die meisten IT-Talente aktiv angesprochen werden – nicht von einem Headhunter, sondern bevorzugt von jemandem aus dem Fachbereich, meistens der IT-Abteilung. Die erste Ansprache durch die Personalabteilung ist für ein Drittel der Befragten aber in Ordnung. Dabei bevorzugt die Zielgruppe eine Kontaktaufnahme per E-Mail, nicht per Telefon.
Alternative Vorstellungsgespräche
Womöglich ist es auch an der Zeit, das klassische Vorstellungsgespräch für IT-Personal zu überdenken. Das IT-Unternehmen Datagroup veranstaltet regelmäßig Events in einer Kneipe: Kandidaten, Kollegen und Chefs sollen sich ungezwungen bei einem Bier kennenlernen. Diese Art und Weise ist authentischer als das typische zumeist steife Vorstellungsgespräch – eine Eigenschaft, die der Zielgruppe wichtig ist.
Forderungen an die Politik: Erleichterung der Fachkräfteeinwanderung
Laut Bitkom sollte die Zuwanderung von qualifiziertem IT-Fachpersonal grundsätzlich erleichtert werden. Dies sei auch deshalb wichtig, weil durch den demographischen Wandel in den nächsten Jahren mehr Arbeitnehmer mit IT-Kenntnissen den Arbeitsmarkt verlassen als Absolventen ihn betreten werden. Es besteht das Potenzial, knapp 60.000 IT-Stellen mit Spezialisten aus Russland, Belarus und der Ukraine zu besetzen. Damit dieses Potenzial genutzt werden kann, müssen Einwanderungsprozesse entbürokratisiert, beschleunigt und vereinfacht werden.
Zusammenarbeit mit einem Personalberater
Oftmals lohnt sich bei offenen Vakanzen eine Kooperation mit einem Personaldienstleister. Die Personalabteilungen der meisten Unternehmen sind meist nicht besonders groß und mit anderen Dingen beschäftigt. Personalberater verfügen über ein großes Netzwerk an hochqualifizierten Kandidaten, die häufig nicht aktiv auf der Suche nach einer neuen Stelle sind. Darüber hinaus kennen sie sowohl die Skills der Bewerber als auch die speziellen Anforderungen der Arbeitgeber. Die Vorteile für Unternehmen: Ihre Kollegen und Sie sparen sich wertvolle Arbeitszeit und unnötige Vorstellungsgespräche mit Kandidaten, die von Vornherein nicht zu Ihnen passen. Ein Personalberater kann dabei helfen, freie Stellen deutlich schneller mit dem Wunschkandidaten zu besetzen.
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